Viele der Giant Homer Züchter behaupten immer, dass man nicht vorhersagen kann, welche Farben und Zeichnungsvarianten die Jungtiere aus einer bestimmten Verpaarung bekommen. Sicherlich erlebt man bei der Zucht von Giant Homern immer mal wieder eine Überraschung was die Farbe betrifft. Aber auch bei den Giant Homern gelten die Grundregeln der Genetik. Deshalb möchte ich hier einige dieser Regeln erklären. 

 

Genotyp                                      → Gesamtheit der Erbinformation, die von den Genen kodiert wird.

Die Gene befinden sich auf den Chromosomen. Bei den Tauben sind es 40 Chromosomenpaare (78 Autosomen und 2 Geschlechtschromosomen). Jede junge Taube erhält von jedem Elternteil 39 Autosomen und ein Geschlechtschromosom. Eine Hälfte der Erbinformation stammt vom Täuber und die andere Hälfte stammt von der Täubin. Erhält das Jungtier von beiden Elterntieren das gleiche Merkmal (Allel), so ist es reinerbig bzw. homogametisch für dieses Merkmal. Erhält das Jungtier unterschiedliche Merkmale (Allele) von den beiden Elterntieren, so ist es spalterbig bzw. heterogametisch für dieses Merkmal. Welches der Merkmale bei spalterbigen Tieren phänotypisch zur Ausprägung kommt, hängt davon ab, welches der Allele dominant wirkt und welches rezessiv. Am Beispiel der Vererbung der Zeichnungsfarben bindig und gehämmert lässt sich dieser Sachverhalt einfach erklären. Ist eine Taube reinerbig (homogametisch) für das Merkmal Binden, so zeigt sie die Bindenzeichnung. Genauso verhält es sich, wenn die Taube reinerbig (homogametisch) für das Merkmal gehämmert ist, denn dann zeigt sie die Hämmerung. Ist eine Taube spalterbig (heterogametisch) für die Merkmale Binden und Hämmerung, so ist diese Taube phänotypisch gehämmert, da das Merkmal gehämmert dominant über das Merkmal bindig ist. Gleichzeitig bedeutet dies, dass das Merkmal bindig, rezessiv gegenüber dem Merkmal gehämmert ist. Allerdings sind Tiere, die spalterbig für das Merkmal gehämmert sind, oft etwas heller im Gesamtbild als Tiere, die reinerbig für das Merkmal gehämmert sind.

Phänotyp → Aus dem Genotyp resultierendes äußeres Erscheinungsbild
monogene Vererbung Ausbildung eines Merkmals aufgrund eines einzelnen Gens
polygene Vererbung Beteiligung mehrerer Gene an der Ausbildung des Phänotyps
Gen Abschnitt der DNS, der für ein bestimmtes Merkmal kodiert
Allel mögliche Ausprägungen eines Gens
autosomale Vererbung

 Merkmal wird autosomal vererbt. Gen liegt auf einem der 78 autosomalen Chromosomen, geschlechtsungebundene Vererbung

geschlechtsgebundene Vererbung

 Merkmal wird geschlechtsgebunden vererbt. Das Gen liegt auf einem der beiden Geschlechtschromosomen

Bei Tauben ist der Täuber homogametisch (ZZ; beide Geschlechtschromosomen sind gleich) und die Täubin ist heterogametisch (ZW; Geschlechtschromosomen sind unterschiedlich), somit bestimmt die Täubin das Geschlecht der Nachkommen. Die Vererbung der Zeichnungsfarbe erfolgt bei den Tauben autosomal. Das bedeutet, dass jedes Elterntier den gleichen Einfluss auf die Zeichnungsfarbe hat. Die Urform der Zeichnungsfarben ist das Merkmal bindig. Durch Mutationen in diesem Gen entstanden aus diesem Merkmal die Merkmale gehämmert oder holig.

 

Vererbung von Binden

 

100% der Nachkommen sind rotfahl mit Binden

Verpaart man zwei bindige rotfahle Tauben, so erhält man in der nächsten Generation nur bindige Nachkommen. Die Grundlage dafür: Tiere, die Binden zeigen, tragen in beiden Allelen das Gen für das Merkmal Binden. Das gleiche gilt auch für bindige Tiere in anderen Farbenschlägen. Bindige Elterntiere werden immer nur bindige Nachkommen ziehen. Aus bindigen Paaren kann man keine gehämmerten Nachkommen ziehen.

 

 Vererbung der Hämmerung

100% der Nachkommen sind gehämmert.

 

 25% der Nachkommen sind bindig.

 

   50% der Nachkommen sind gehämmert & 50% bindig.

Verpaart man zwei blaugehämmerte Tauben, so kann man in der nächsten Generation bindige und gehämmerte Nachkommen erhalten. Entscheidend sind die Allele der Elterntiere. Ist nur eines der Elterntiere reinerbig für den Faktor blaugehämmert, sind alle Nachkommen gehämmert. Sind beide Elterntiere spalterbig für den Zeichnungsfaktor gehämmert und tragen zusätzlich das Allel für Binden, so sind 25% der Nachkommen bindig, 25% sind reinerbig für den Zeichnungsfaktor gehämmert und 50% sind spalterbig für das Allel gehämmert. Verpaart man ein bindiges Tier mit einem Gehämmerten, so bestimmen die Allele des gehämmerten Tiers die Farbe der Nachkommen. Trägt das gehämmerte Tier in beiden Allelen den Hämmerungsfaktor, so sind alle Nachkommen phänotypisch gehämmert. Ist das gehämmerte Elterntier spalterbig für den Hämmerungsfaktor, so sind 50% der Nachkommen gehämmert und 50% sind bindig. Der hier dargestellte Sachverhalt gilt für alle Farbenschläge. Somit kann man aus gehämmerten Elterntieren auch bindige Nachkommen ziehen. 100% der Nachkommen sind gehämmert.