Das Highlight der deutschen Taubenzucht, die 65. VDT-Schau in Erfurt, mit angeschlossener Sonderschau des SV Giant Homer, liegt hinter uns. Trotz aller Unsicherheiten bezüglich der Durchführung und der veterinärrechtlichen Bestimmungen an den Ausstellungstagen hat das Ausstellungsteam um Holger Kaps für ein unvergessliches Wochenende gesorgt. 206 Giants in der Allg. Klasse und 8 Giants in der Sichtung haben versucht Ihren Beitrag zu leisten.

Besonders herausragend ist die Auszeichnung "Champion der deutschen Taubenzucht" für die junge blaugehämmerte Täubin der ZGM Römer. Herzlichen Glückwunsch für diese besondere und seltene Ehre, die uns sicher in Erinnerung bleibt.

Der komplette Katalog der Ausstellung findet sich hier...


Schaubericht der eingesetzen Preisrichter

Immerhin 206 Giant’s wurden zur VDT- Schau in Erfurt gemeldet. Wenn man bedenkt, dass die Lipsia nur 1 Woche später stattfinden sollte und auch dort eine beachtliche Anzahl gemeldet war, ein recht akzeptables Meldeergebnis. Die Umstände wollten es jedoch, dass Erfurt unsere größte Zusammenkunft des Ausstellungsjahres bleiben sollte. Die behördlichen Auflagen waren enorm und überschatteten die gesamten Ausstellungstage. Selbst Tierverkäufe wurden untersagt. Strengste polizeiliche Kontrollen, sogar auf den Parkplätzen vor der Halle, ließen unter den Züchtern zurecht großes Unverständnis aufkommen. Kurios – die Versteigerung am Sonntagmorgen, zugunsten der Kinderkrebshilfe, konnte stattfinden.

Kommen wir zur eigentlichen Sonderschau. Die Sonderrichter Dr. Patrick Römer, Marcus und Arndt Trepte stellten die amtierenden Preisrichter und hatten die Spreu vom Weizen zu trennen. Neben fantastischen Kollektion waren auch einige weniger gute Abteilungen darunter. Man spürte als Preisrichter, dass einige große Zuchten fehlten und deren Züchter ihr Hauptaugenmerk auf die Lipsia gelegt hatten.

Mein Auftrag umfasste unseren am weitesten verbreiteten Farbenschlag blau mit schwarzen Binden mit 23,24 Vertretern. Die Größengrenze ist hier bei einigen 1,0 erreicht. Zu kleine Tiere sind offensichtlich Vergangenheit. Im Gefieder gab es kaum Anlass zur Kritik. Oft musste jedoch ein langer Rücken sowie eine lange Schwanzpartie bemängelt werden. Einige wirklich klasse Vertreter aus der Zucht von Henry Radke gaben Ihre Punkte leider durch die sogenannten Augenschirme ab. Hierbei hängt das obere Augenlid schon an der Pupille. Die obere Iris bleibt dadurch verdeckt. Zuchtfreunde, das ist rasseuntypisch und muss daher gestraft werden. Hier hilft nur konsequente Auslese. Mitunter fehlte bei einigen Vertretern noch Unterbrustfülle und sollte der Hals länger und keiliger sein. Auch die Schwingenlage und die damit verbundene Rückendeckung stellten des öfteren Schwachstellen dar. Die Klasse der 1,0 gewann Mayerhofer mit hv. Zur Vollendung fehlte nur ein konstant anliegender Nackenabgang. Dicht gefolgt und ebenfalls mit hv und gleichem Wunsch versehen, ein feiner 1,0 von Radke. Der formlich Schönste mit einer beeindruckenden Rückendeckung, Kürze und Körpertiefe das Tier in der 3210 von Kirchner (sg 95). Für eine höhere Note sollte der Ausdruck jedoch unbedingt männlicher sein. Bei den weiblichen Vertretern konnte auf ein feines Jungtier von Kirchner die Höchstnote vergeben werden. Es folgte 2 x hv ebenfalls von Kirchner und von Mayerhofer. Die kleinen Wünsche bezogen sich auf das Nackengefieder und ein etwas loses Vorkopfgefieder.

Eine klasse Kollektion von 6,5 in blaugehämmert folgte. Dieser Farbenschlag hat in den letzten Jahren den vielleicht größten Schritt nach vorn gemacht. Die Tiere, ausschließlich von der ZG Römer, bestachen durch kompakte kurze Formen und einer sg Rückendeckung. Eine überragende Jungtäubin errang v und wurde am Schausonntag rasseübergreifend durch eine kompetente Fachjury zur Champion Täubin gekürt. Hier darf man ganz herzlich gratulieren. Einem feinen 1,0 blieb durch eine etwas zu helle Augenfarbe die Höchstnote verwehrt (hv).

Die beiden blau-dunkelgehämmerten waren bei ansprechender Form im Gefieder, besonders im Hals, Schenkeln und Nacken, schon recht locker.

2,4 blaufahle mit dunklen Binden mit feinen Formen. Stand freier, Schenkelgefieder anliegender und Warze eingebauter waren hier häufige Wünsche. Leider waren einige Tiere in mehllicht darunter, da sie reichlich Ockerbrustfarbe zeigten.

Die 6,9 in schwarz hatten einige sehr feine Vertreter in einer qualitativ hochwertigen Bandbreite in ihren Reihen. Allen voran natürlich der Jungtäuber von Reichert mit v. Mängel gab es durch aufrechte Haltung, Warzendruck, reichlich anziehende Schwanzpartie und spitzes langes Kopfprofil. Im Wunschbereich musste des Öfteren sattere Farbe, bessere Schwingenlage und kürzere Schwanzpartie vermerkt werden. Auch auf den keiligen Hals wurde mehrfach hingewiesen. 3,3 in Dominant rot hatten in einem Jungtäuber von Motz mit 95 Punkten ihren Primus. Allgemein wünschte ich mir die Tiere kürzer im Rücken und Schwanz. Die Schwingenlage und die keilige Körperform sollte in dem Farbenschlag mehr Beachtung finden.

Arndt Trepte


Mein Bewertungsauftrag zur VDT-Schau umfasste unter anderen den roten und gelben Farbenschlag. Was sich bereits in den letzten Jahren angedeutet hat, wurde auch in Erfurt wieder bestätigt. Diese Farbenschläge haben ihre Blütezeit leider hinter sich und es gibt in fast allen Bereichen Baustellen. Daher wurde im Sonderverein auch beschlossen diese beiden Farbenschläge besonders zu fördern, um ihnen so wieder zu ihrem „alten Glanz“ zu verhelfen. Auch daher erfolgte die Bewertung in Erfurt im besonderen Maße dem derzeitigen Zuchtstand entsprechend. Im Übrigen ist für den derzeitigen Zuchtstand einer jeweiligen Rasse bzw. des Farbenschlages der Ausstellungskäfig maßgebend und nicht vermeintliche Spitzentiere im Zuchtschlag. Auch finde ich ein „herunterbewerten“ an den Käfigen von Tieren anderer Zuchtfreunde im höchsten Maße unkollegial.

Bei den 10 gezeigten roten Vertretern sollte primär am Typ gearbeitet werden. Der Wunsch nach kürzeren Hinterpartien, mehr Unterbrustfülle und keilförmigeren Körpern musste auf fast allen Karten vermerkt werden. Auch sollte die mit langen Körpern einhergehende Gesichtslänge weiter verkürzt werden und die Kopfprofile insgesamt gewölbter erscheinen. In Punkto waagerechter Haltung, Standhöhe aber auch Augenfarbe konnte ein Großteil überzeugen (sg 95 E Brandmüller, Franz).

Die 17 gelben Tiere sind gegenüber dem roten Farbenschlag zwar qualitativ im Vorteil, im Vergleich zu unseren „Parade-Farbenschlägen“ fehlt aber doch eine ganze Menge. Besonders auf Schnabelsubstanz und kurze gewölbte Kopfprofile musste verstärkt hingewiesen werden. Zudem fanden sich vermehrt die Wünsche nach einer waagerechteren Haltung und strafferer Schwingenlage auf den Bewertungskarten wieder. Ein Großteil der gezeigten Tiere überzeugte in Farbe, Stand sowie anliegendem Gesamtgefieder (hv 96 BLP Langenbach, Axel).

Eine kleine aber feine Kollektion stellten die indigogehämmerten Tiere dar. In Punkto Schnabelsubstanz und Körpertiefe wussten die Tiere mehrheitlich zu überzeugen. Aber auch in Bezug auf eine kurze Giant Homer Form konnten durchaus Maßstäbe gezeigt werden. Vermehrt musste jedoch der Wunsch nach einer feurigen Augenfarbe und einer Idee mehr Halslänge angeführt werden (v 97 TRCEB ZGM Römer, Patrick & Reinhard).

Eine recht ausgeglichene Kollektion stellte der weiße Farbenschlag dar. Tiere mit feiner Schnabelsubstanz, waagerechter Haltung, straffen Gefieder und rötlichem Rand waren größtenteils anzutreffen. Einige Tiere zeigen bereits im Jungtieralter eine recht starke Warzenbildung, welche das typische harmonische Kopfprofil unserer Giants stört. Weiterhin sollte der Nackenabgang bei einigen Tieren edler sein und auch die Halsfeder könnte noch straffer anliegen. In Punkto Brustfülle und Brustbreite gibt es auch noch einige Verbesserungspotentiale (v 97 VDTEB Reichert, Otto, hv 96 Reichert, Otto).

Bei den drei schwarz-getigerten Tieren fehlte es leider nicht nur an Schnabelsubstanz und dem gewölbten Kopfprofil, es fehlte leider auch die typische Giant Homer Form, so dass bei sg 93 Punkten das Maximum erreicht war.

Die Kollektion der blauschimmel mit schwarzen Binden war nicht nur die Größte meines Bewertungsauftrages, sie war aber qualitativ am besten vertreten und es befanden sich wirklich sehr feine, typvolle Vertreter in den Käfigen. Gerade was Größe, keilförmige Form aber auch Kopfprofil betrifft, wusste diese Kollektion zu überzeugen. Unbedingt muss in Zukunft auf eine waagerechte Haltung geachtet werden. Mehrere Tiere neigten schon zu einer anziehenden Brustpartie. Bei den 0,1 wünschte ich mir in der Breite noch mehr Schnabelsubstanz sowie eine straffere Schwingenlage (hv 96 E Beuke, Michael, hv 96 GEVDT Plank, Egid)

Marcus Trepte


Zum Titel der deutschen Meisterschaft gratulieren der SV Giant Homer recht herzlich folgenden Zuchtfreunden:

Werner Kirchner 

Giant Homer blau mit schwarzen Binden

477P

ZG Patrick u. Reinhard Römer

Giant Homer blaugehämmert

478P

Otto Reichert

Giant Homer schwarz

474P

Franz Brandmüller

Giant Homer gelb

473P

Michael Beuke 

Giant Homer blauschimmel mit schwarzen Binden

 474P

ZG Patrick u. Reinhard Römer

Giant Homer indigogehämmert

 475P

Otto Reichert

Giant Homer weiß

 475P

 Alexander Hallasch

 

Einige Impressionen aus der Ausstellung

Ausgewählte Giants

 

 

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