Geschichte des SV
10 Jahre SV der Giant Homer Freunde Deutschland von 2003
Unser 10-jähriges SV-Jubiläum soll der Anlass zu einem kurzen Rückblick in unserer doch recht jungen SV-Geschichte sein. Da es sich nicht um eine junge Rasse handelt, sondern um eine durchgezüchtete Rasse, die aus den USA nach Deutschland kam, sei ein Blick in die Geschichte der Rasse angebracht.
Wie bei allen Homerrassen ist ein Ursprung zu den Brieftauben nicht zu leugnen. Das Gefallen an Brieftauben war auch in Amerika zweifellos vorhanden, aber aufgrund der Weite des Landes und der teilweise dünnen Besiedelung waren Wettflüge kaum möglich. So kreuzte man Masttauben in die Brieftauben ein und erzüchtete eine Art Riesenbrieftaube. Somit entstand eine neue Rasse und man konnte seine Züchterkunst auf Ausstellungen anstatt durch Wettflüge unter Beweis stellen. Schnell nahm die Begeisterung zu und bereits im Jahre 1927 gründete sich die „American Giant Homer Association“, der Sonderverein der „Amerikanischen Riesenbrieftaubenzüchter“. Allerdings sollten noch einige Jahrzehnte vergehen bis die Begeisterung die deutschen Taubenfreunde erfasste.
Friedel Boßmeyer brachte von einer seiner vielen USA-Reisen 1992 die ersten Paare mit nach Deutschland. Heinz Offers, Herbert Bauer, Fritz Scheffold und Franz Mader waren weitere Pioniere bei der Einführung und Verbreitung der Rasse in Deutschland. Schnell setzte auch in Deutschland ein regelrechter Boom auf die Rasse ein. Die Größe, die muskulöse Form mit dem straff anliegenden Gefieder, das Kopfprofil und nicht zuletzt ihre Vitalität und Zuchtfreudigkeit ließ schnell die deutschen Züchterherzen gewinnen. Besonders ein Fachartikel 1996 in der Geflügelzeitung (20/96) von Friedel Bossmeyer über die Giant Homer löste eine regelrechte Begeisterungswelle in Deutschland aus. Über 50 interessierte Züchter meldeten sich daraufhin beim Verfasser. Bereits 1994, 2 Jahre nach der Einführung aus den USA, wurden die Giant Homer nach erstmaliger Vorstellung von sieben Farbenschlägen sofort in Deutschland in mehreren Farbenschlägen anerkannt. Der Weitsicht des damaligen BZA-Vorsitzenden Ernst Meckenstock war es zu verdanken, dass gleich 26 Farbenschläge anerkannt wurden. Der SV der Homerzüchter übernahm vorerst die Betreuung der Rasse.
In Ungarn, Dänemark und der ehemaligen CSSR waren Giant Homer bereits früher in Europa verbreitet. Bereits in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden zu den osteuropäischen Taubenausstellungen „Intertau“ Giant Homer aus Ungarn ausgestellt. Nach dem Bekanntwerden der „Neuen Rasse aus Amerika“ in Deutschland holten viele Züchter nun auch Tiere aus diesen Ländern. Die Zuchtziele waren aber innerhalb dieser Länder sehr auseinandergetriftet. Die Dänen bevorzugten den kleineren Typ mit feinen Kopfprofilen. In Ungarn und der CSSR dominierten die übergroßen Tiere, die nicht selten über 1500 g schwer waren. Die Feinheiten wurden dabei vernachlässigt. Der amerikanische Ursprungsstandard, der den Giant Homer mit bis knapp 1000 g und einer gewissen Eleganz definierte, wurde auch Dank Friedel Boßmeyer dem deutschen Standard zu Grunde gelegt.
Er veröffentlichte z. B. die „Prägenden Merkmale der Giant Homer“ in der Geflügelbörse und konnte somit eine recht genaue Zielsetzung für die Zucht in Deutschland setzen.
Aus den genannten unterschiedlichen Importen standen nun aber die verschiedenen Typen auf den Ausstellungen in Deutschland und eine gewisse Unschlüssigkeit der Züchtern und Preisrichtern war nicht zu übersehen. Durch die große Nachfrage wurde aus jedem noch so schlechtem Giant ein Zuchttier.
Eine einheitliche Bewertung war sehr schwer möglich, da alle Varianten ausgestellt wurden. Tiere, die unter schwacher Konkurrenz in die hohen Preise kamen, gingen bei entsprechender qualitativer Beteiligung auf anderen Schauen in den Notenkeller. Das förderte zwangsweise den Unmut vieler Züchter. Nach einiger Zeit fanden sich daraufhin einige Enthusiasten und Liebhaber der Giant Homer um in einem eigenständigen SV die Entwicklung der Rasse gezielter voranzubringen. Eine wichtige Zielstellung war dabei eine Vereinheitlichung der Zuchtziele und der Bewertung.
Mittlerweile hatte sich eine regelrechte Hochburg der Giant Homer Züchter in den neuen Bundesländern entwickelt. So standen bereits zur Jahrtausendwende 2000 mehr als 100 Giant Homer zur Lokalschau in Brachstedt (Sachsen-Anhalt). Folgerichtig wurde der Wunsch eines eigenständigen SV immer lauter. Am 31. Mai 2003 schlossen sich schließlich 25 Giant Homer Züchter im „SV der Giant Homer Freunde Deutschland von 2003“ zusammen. Die Gründungsversammlung erfolgte in Brachstedt im „Deutschen Haus“. Als 1. Vorsitzender wurde Alfred Schwanitz aus Brachstedt (SA) gewählt. Sein Stellvertreter war Erich Wosnitzka aus Kumhausen (BY). Udo Bringmann aus Wolfsburg (NS) wurde 1. Schriftführer und 1. Zuchtwart Arndt Trepte aus Wallroda (S). Der 2. Kassierer, Peter Gutsch (SA), der 2. Schriftführer Tino Henkel (TH) und der 2. Zuchtwart Rainer Redel (SA) sind bekannte aktive Züchter, die sich bereits vor 10 Jahren aktiv mit in die SV-Arbeit einbrachten.
Die Mitgliederentwicklung nahm einen rasanten Aufschwung. 2004 hatten wir bereits 57 Mitglieder, 2007 waren es 85. Die 100er Marke wurde 2009 erreicht und mittlerweile sind in unserem SV 112 Mitglieder vereinigt. Erfreulicherweise haben sich auch Züchter aus den Niederlanden, Ungarn, Frankreich und Dänemark unserem SV angeschlossen.
Die ersten Sonderrichter im SV waren Alfred Schwanitz, Arndt Trepte, Rainer Redel, Tino Henkel, Otto Krummradt und Hartmut Schlechte. Ein besonderes Augenmerk wurde von Anfang an auf eine einheitliche Bewertung gelegt. So wurden vom Zuchtwart als Richtlinien „Kriterien zur Bewertung der Giant Homer“ erarbeitet und bis heute ständig aktualisiert. Mittlerweile ist dies eine gern genutzte Bewertungshilfe, auch für viele Allgemeinrichter. 2011 wurde der europäische Giant Homerstandard erarbeitet und ist nun für alle Länder einheitlich. Zahlreiche neue Farbenschläge wurden darin aufgeführt und damit anerkannt. Die noch fehlenden Fleckenschecken wurden Dank Martin Häusler 2011 zur VDT-Schau in Leipzig erfolgreich vorgestellt und in allen Farbenschlägen anerkannt.
Das jährliche SV Heft mit allen wichtigen Informationen und den Schauberichten der eingesetzten Preisrichter zu den Sonderschauen hat sich zum beliebten Leitfaden auch außerhalb des SV entwickelt. Seit 2009 erscheint es farbig und hat den Umfang einer Broschüre angenommen. Im August / September findet unsere Jahreshauptversammlung mit einer Jungtierbesprechung, einschließlich Bewertung statt. Diese Zusammenkünfte sind immer eine Bereicherung im SV-Leben und führten uns in viele schöne Gebiete unseres Landes. Ob in Mecklenburg/Vorpommern, Bayern oder Sachsen Anhalt, überall waren es schöne Zusammenkünfte unter Gleichgesinnten.
Zur 1. Sonderschau Ende November 2003 standen 135 Giant Homer in Brachstedt. Die erste Hauptsonderschau 2003 mit 259 Tieren war der Lipsia in Leipzig angeschlossen. Sechs der zehn Hauptsonderschauen fanden an der Gründerstätte in Brachstedt statt. Zur 4. HSS 2007 wurde dort, der noch heute gültige Melderekord von 600 Tieren aufgestellt. Zweifellos kann auch die Sonderschau in Leeuwarden 2010 in den Niederlanden mit 135 Giant Homern als ein Höhepunkt unserer SV-Geschichte angesehen werden. Unsere Niederländischen Zuchtfreunde Klaas de With und Jan Suk hatten eine unvergessliche Schau organisiert. Auch die 500 Tiere zur Europaschau 2012 in Leipzig und der Sprung unter die „Top Ten“ der beliebtesten Taubenrassen in Europa sollten nicht unerwähnt bleiben.
Unser 10-jähriges Gründungsjubiläum wird unser SV an seiner Gründerstätte in Brachstedt im September 2013 würdig begehen. Wünschen wir unserem SV weitere erfolgreiche Jahre im Sinne freundschaftlicher Begegnungen von Giant Homerzüchtern, auch über Landesgrenzen hinweg zum Wohle unserer geliebten Taubenrasse Giant Homer.
Arndt Trepte
1. Zuchtwart im SV