Liebe Giant Homer-Zuchtfreunde,

bevor ich meinen diesjährigen Bericht als Zuchtwart bekanntgebe, möchte ich noch ein wichtiges persönliches Anliegen loswerden.

Wie Ihr sicher alle wisst, hat sich der Vorstand außerplanmäßig im Juli getroffen. Unser 1. Vorsitzender wollte aufgrund seiner derzeit sehr hohen betrieblichen und privaten Belastung den Vorsitz abgeben. Wir haben dann den Konsens gefunden, dass seine Arbeit auf breitere Schultern gelegt werden muss und wird.

Ich werde mich um alle Belange bezüglich Sonderschauen einschließlich der Preisrichterverpflichtungen und der SV Ehrenpreisbereitstellung kümmern. Mit unseren überall beliebten und gelobten SV Journal haben wir selbst die Latte sehr hoch gelegt. Der zeitliche Aufwand ist aber einfach für Patrick derzeit nicht vorhanden. Das müssen wir akzeptieren. Entweder die Berichte werden nur noch ins Internet gesetzt und jeder sollte sich dort informieren, oder es findet sich jemand der die Zusammenstellung organisiert. Zur fachlichen Aufbereitung bin ich natürlich weiterhin bereit und würde gegebenfalls auch die Berichte fürs Internet aufbereiten. In Alex haben wir erfreulicherweise einen sehr kompetenten Zuchtfreund gefunden, der unseren Internetauftritt vorbildlich betreut.

Wir haben eine sehr gute Mannschaft in der Vorstandschaft, allerdings werden dringend aktive Mitstreiter gesucht, damit aus der Lust nicht eine Last wird. An dieser Stelle möchte ich allen aktiven Zuchtfreunden im SV ein Danke sagen und besonders unserem Patrick der unseren SV weiterhin führen wird.

Nun zu meinen eigentlichen Zuchtwartbericht.

Auch im 14. Jahr unseres SV möchte ich kurz über die vergangene Saison berichten. Kurz, im wahrsten Sinne des Wortes. Bevor die Schausaison richtig losging, war auch schon wieder Schluss. Die leidige Vogelgrippe, oder besser gesagt die Willkür der Behörden hatte unser Ausstellungsgeschehen mit all den vielen schönen Stunden unter Zuchtfreunden zunichte gemacht. Und das, obwohl die Tauben nachweislich kein Träger des sogenannten H5 Virus sind. Kurioserweise durften die Brieftauben im Januar Ihre Verbandsschau abhalten, denn Brieftauben zählen nicht als Geflügel, sondern als Heimtiere. Als i-Tüpfelchen durfte allerdings die Rassetaubenschau der „Roten Erde“ in Dortmund dieser Schau angegliedert werden – das verstehe wer will.

Wir haben als Mitglieder des BDRG noch sehr viel Arbeit vor uns, soll unser geliebtes Hobby nicht eines Tages Geschichte sein. Leider sind die Gesetze nicht auf unserer Seite und Klagen sind dadurch schwer zu gewinnen und zudem überaus teuer. Wir können nur immer wieder durch Überzeugungsarbeit – auch in der Öffentlichkeit – unser brisantes Thema publik machen und die sensibilisierte Bevölkerung über die Folgen dieser Entwicklung aufklären.

In diesem Jahr hatten wir ein sehr kaltes Frühjahr und vielerorts wollte die Zucht nicht so recht starten. Schneeschauer im Mai sind ebenfalls etwas ungewöhnlich, erfrorene Junge hatte auch ich zu beklagen. Allerdings war die zweite Zuchthälfte, wie bei den meisten Züchtern, sehr gut. Es ist daher sicher von Vorteil, dass unsere Hauptschau erst im Januar stattfindet.

Nun zu den züchterischen Rückblicken 2016. Ein also insgesamt recht gutes Zuchtjahr ließ auf eine qualitativ hochwertige Schausaison hoffen. Die gezeigten Tiere anlässlich unserer Jungtierbesprechung unterstrichen dies. Unter Leitung von Rainer Redel führte uns unsere Jungtierbesprechung mit angeschlossener Jahreshauptversammlung nach Zerbst-Garitz in Sachsen Anhalt. Bei schönstem Wetter und optimalen Räumlichkeiten hatten die teilnehmenden Zuchtfreunde zwei schöne Tage. Es hätten gern natürlich gern ein paar mehr Züchter vor Ort sein können. Vor allem für den Organisator ist es dann sehr schwierig richtig zu planen. Vielen Dank an dieser Stelle an Rainer Redel für seine Aktivitäten zum Wohle unseres SV.

Neben den Sonderschauen in Paaren/Glien, in Drachten (NL) und Straßkirchen wurde letztendlich unsere VDT-Schau in Erfurt zu unserem Jahreshöhepunkt. Durch die nur eine Woche später geplante Lipsia-Schau war für die meisten Züchter nur eine dieser beiden Schauen machbar. …und die die sich für Leipzig entschieden guckten aus genannten Gründen letztendlich in die Röhre. Leider fiel auch unsere Hauptschau, die erstmals in Pfarrkirchen – in Bayern – stattfinden sollte, den stattlichen Auflagen zum Opfer. Eine für alle Seiten höchst traurige Entwicklung.

Alle durchgeführten Sonderschauen konnten wir mit Sonderrichtern und „Kennern“ unserer Rasse abdecken und somit eine weitgehend einheitliche Beurteilung gewährleisten. Den eingesetzten Richtern ein großes Dankeschön für Ihre rassebezogenen Bewertungen.

Den Preisträgern, Deutschen Meistern, Erringern der großen Preise meinen aufrichtigen Glückwunsch.

Da auch der Zuchtausschuss seine geplante Zusammenkunft zur HSS in Pfarrkirchen nicht abhalten konnte, kann auf diesbezügliche Neuigkeiten hier nicht eingegangen werden.

Vielleicht einige wichtige züchterische Aspekte für die nächste Zeit.

Allgemein müssen wir neben einer kürzeren Schwanz- und Rückenpartie farbenschlagübergreifend auf eine korrekte Rückendeckung achten. Der Stand darf nicht zu tief und der Hals sollte mittellang und keilig sein. Mit einem breiten hinteren Rücken schafft man die geforderte Körperkeiligkeit nicht. Die Brust wird sehr breit und hervortretend gefordert. Die Körpertiefe ist der Bereich zwischen der oberen Rückenlinie und der unteren Bauchlinie. Er hat nichts mit der Standhöhe zu tun. Tiere mit zu wenig Körpertiefe wirken daher flach und lang. Früher wurde vereinzelt der Begriff Ofenrohr gebraucht aber diese werden schon seit einigen Jahren „fast“ nicht mehr gezeigt. Der Flügelbug ist eingepackt.

Das relativ kurze gerundete Kopfprofil ist am Schnabelende stumpf. Auch der Unterschnabel wird massiv gefordert, möglichst so stark wie der Oberschnabel. Von oben gesehen ist der Kopf ebenfalls keilig und darf keine seitlichen Einbuchtungen im Bereich des Schnabelansatzes vorweisen (Kniff). Die Oberkopfrundung ist gleichmäßig gerundet. Also kein flacher Vorkopf im Bereich des Oberschnabels und keine Delle im Bereich des Schnabelansatzes (Druck). Das sind mittlerweile alles Fehler die maximal noch ein „G“ zulassen. Die Augenschirme, die besonders bei den blauen Farbenschlägen auftreten sind Fehler! Die Augen müssen frei sein, hängende Augenlieder sind rasseuntypisch. Die Augen haben eine orangerote Iris. Die Gelben und Gelbfahlen Farbenschläge haben dabei Nachholbedarf. Eine matte oder gar grünliche Augenfarbe bedeutet „b“.Die „Glasaugen“ ohne Farbanteil sind nur bei den Braunen Farbenschlägen korrekt.

Ein gerader Nackenabgang mit fest anliegendem Gefieder ist ebenfalls noch nicht Allgemeingut. Auch zu raue Schnabelwarzen sind zu beachten. Die Erkennbarkeit der Geschlechter bleibt ebenso ein wichtiges Kriterium. In der Bewertung hat die Gefiederfestigkeit nach wie vor eine hohe Priorität, das Hauptaugenmerk gilt dabei dem Halsgefieder. Halsfalten und abstehendes Nackengefieders werden weiterhin hart abgestraft. Auch das Keilgefieder wird straff anliegend gefordert, teilweise ist auch auf anliegendes Schenkelgefieder zu achten.

Bezüglich der Farbreinheit kann ich mich nur wiederholen. Tiere mit weißen Bäuchen bei den Blauen, reichlich Blaueinlagerungen bei Rot und Gelb, „gezeichnete“ Schwarze oder rostige Binden bei den blauen Farbenschlägen haben keine Chance auf „sg“. Die Schildzeichnung muss klar zuordenbar sein (Gehämmert, Dunkelgehämmert, Gesäumt und Dominant). Bei den gescheckten muss mindestens 1/3 der zweiten Farbe gezeigt werden bzw. darf die dominante Farbe nicht mehr als 2/3 Anteil besitzen.

Tiger müssen die Handschwingen bis zur 7. Schwinge und den Schwanz farbig haben.

Wichtig bei der Bewertung ist nach wie vor: Die Tiere werden in ihrer Gesamtheit beurteilt. Alles muss zusammenpassen, wobei Form und Kopf oberste Priorität haben, so wie im Standard festgelegt. Wir züchten eine kräftige, kompakte und muskulöse Formentaube die aber letztendlich durch ihr straffes Gefieder und ihren mittelhohen Stand eine gewisse Eleganz ausstrahlt. Das ist sicher auch eine wesentliche Voraussetzung für die Zuchtfreudigkeit und der damit letztendlich verbundenen Beliebtheit.

Und genau deshalb heißt es richtigerweise: „Nicht der Größte, sondern der Harmonischste ist der Beste“.

Ich wünsche allen Züchtern eine erfolgreiche Zucht- und Ausstellungssaison 2017.

 

In züchterischer Verbundenheit

Euer Zuchtwart Arndt Trepte