Da es vor den Käfigen in jüngster Zeit mitunter sehr kontrovers zugeht, möchte und muss ich als Zuchtwart unseres SV an der Stelle einmal einige Sätze bezüglich der Preisrichterarbeit loswerden. Leipzig war leider wieder einmal ein negativer Höhepunkt, was man im Nachgang alles erfährt. Unsere vergangene Hauptsonderschau war dagegen vorbildlich, was die Harmonie und die Diskussionen zur Preisrichterarbeit zwischen den Züchtern und Preisrichtern betrifft.                                                                                                                                                                                

Letztendlich kann man es als Preisrichter nicht allen recht machen. Wir züchten Tiere nach einem einheitlichen Standard und stellen unsere Tauben nach der Zuchtsaison dem Wettbewerb. Ausstellungen sind das Salz in der Suppe und dazu werden Preisrichter gebraucht. Und dabei gibt es Gewinner und Verlierer. Wie im Fußball gibt es unterschiedliche Qualitäten der Wettbewerbe. Jeder wird mir zustimmen, dass der Verlierer eines Bundesligaspiels immer noch bedeutend besser ist, als der Sieger eines Kreisklassenspiels. Ähnlich ist es zwischen den Farbenschlägen und verschiedenen Ausstellungen. Die Qualität bestimmt in erster Linie das Teilnehmerfeld. Und dabei gibt es Gewinner und Verlierer, zufriedene und weniger zufriedene Teilnehmer, sprich Aussteller. Für den Einen war die Bewertung zu hart, für den Anderen zu mild. Manch einer liest sich kaum die Bewertungskarte durch bzw. versteht nicht so recht, was gemeint ist. Mitunter führen dann noch die selbst ernannten fachkundigen Experten, sprich „Nachrichter“ das Wort, und die Preisrichter werden als unqualifizierte Personen abgestempelt. Jeder Aussteller kann sich mit den Preisrichtern austauschen. Wir Preisrichter bitten darum, um Differenzen zu klären. Mitunter präsentieren sich auch die Tiere nach 2 Tagen anders, und das eine oder andere Tier hätte dann auch eine andere Punktzahl erhalten. Aber das Tier wird zum Bewertungstag bewertet. Da muss es sich präsentieren, nicht 2 Tage später, wenn es sich an den Käfig gewöhnt hat. Oft wirkt auch etwas Käfiggewöhnung Wunder. Aber da ist der Aussteller gefordert.

Fakt ist, dass alle Preisrichter nach bestem Wissen und Gewissen, nach dem entsprechenden Rassestandard die Kollektionen bewerten und die Spreu vom Weizen trennen müssen. Und da ist die Qualität am Bewertungstag ausschlaggebend! Zur Bewertung müssen laut deutschen AAB auch in den Klassen die Preise vergeben werden, das ist einfach Gesetz. Oder hat schon mal jemand in Deutschland Kollektionen von zehn oder mehr Tieren ohne Preise gesehen?

Preisrichter nehmen sich Urlaub und verzichten mitunter selbst aufs Ausstellen. Damit wird auf die Wettbewerbsteilnahme, mögliche Meistertitel und auch auf die Möglichkeit das eine oder andere Tier zu verkaufen, verzichtet. Darüber hinaus sind die Preisrichter angehalten, über ihre Bewertungsarbeit im Nachgang noch die recht zeitaufwendigen, detaillierten Berichte anzufertigen.

Die züchterischen Leistungen werden durch unsere Sonderrichter zuchtstandsbezogen bewertet und auch entsprechend honoriert. Das schreibt unsere AAB auch vor. Einige Dauernörgler würden in einigen Farbenschlägen ja am liebsten nur unteren Noten vergeben. In der Folge werden die Züchter dadurch verprellt, und zur Aufgabe der Zucht unserer seltenen Farbenschläge gebracht. Gleichzeitig werden immer mehr seltene Farbenschläge vorgestellt. Sie sind sicher eine Bereicherung, wir müssen aber auch unsere anerkannten Farbenschläge erhalten und weiterentwickeln. Das ist ganz einfach unsere verdammte Pflicht innerhalb des SV.

Mittlerweile sind wir Preisrichter für manch einen der „selbst ernannten Experten und sogenannten Rassekenner“ regelrecht Freiwild. Von einigen überergeizigen Ausstellern wird man dann als Scharfrichter oder Rassetöter und dergleichen betitelt. Wir sind keine Götter in Weiß, erwarten nur ganz einfach eine gewisse Achtung und Seriosität wie es unter der Züchterschaft eigentlich üblich sein sollte.

Liebe Aussteller, bitte bleibt sachlich. Wer nicht in der Lage ist auch einmal zu verlieren sollte keine Tiere ausstellen. Diese Züchter sollten Ihre Tiere selbst zu Hause bewerten, aber bitte nicht als sogenannte Experten vor den Käfigen, zum Stimmung machen und Unfrieden stiften, auftreten. Denn nur das ist das eigentliche Ziel. Wir haben in der Qualität sehr viel erreicht. Schaut Euch einmal die Bilder unserer ersten SV-Journale an und vergleicht sie mit den heute gezeigten Tieren. Wer hier keinen Fortschritt erkennt, sollte die Rasse wechseln und nicht unqualifizierte Diskussionen eröffnen.

Natürlich gibt es noch viel zu tun, um dem Zuchtziel, so wie im Europastandard vereinheitlicht, näher zu kommen. Um den gemeinsamen Weg dahin festzulegen trifft sich der SV-Zuchtausschuss jährlich zur Hauptschau und bespricht die wichtigsten Eckpunkte, so auch die förderungswürdigen Farbenschläge. Wir gehen dabei mit unseren ungarischen Züchtern sehr konform. Was die Form bezüglich Körpertiefe und Kürze angeht, konnten wir durch die ungarischen Tiere qualitativ große Sprünge nach vorn machen. Im Kopfprofil, der Schnabelsubstanz, einschließlich dem stumpfen Schnabelschluss, der Standhöhe und dem keiligen Hals können auch die deutschen Zuchten einen großen Anteil zur Erreichung des europäischen Standards beitragen (der dem amerikanischen Standard angeglichen ist). Und darin sind sich im Grunde alle einig, was auch die Züchter unserer letzten Hauptschau mit reger internationaler Beteiligung bestätigten. Jetzt kommt es darauf an, die erreichten Qualitätspositionen des Standards auf unsere Tiere zu vereinheitlichen. Gezeigt wurden zur letzten Hauptschau diesbezüglich beeindruckende Einzeltiere in verschiedenen Farbenschlägen.

Um diese Ziele weiterhin einheitlich zu verfolgen, können wir froh und dankbar sein, solch einen sachkundigen Stamm Sonderrichter in unseren Reihen zu haben. Hervorragend integriert hat sich auch unser ungarischer Preisrichterkollege János Dobstadt. Es sind alles gestandene Preisrichter, die teilweise schon auf jahrzehntelange Preisrichtererfahrung mit weit über 500 Richtereinheiten zurückblicken können. Wenn wir allerdings die Sachlichkeit und Fairness unter den Züchtern und Preisrichtern nicht packen, haben wir bald keine Preisrichter für unsere Sonderschauen mehr.

Liebe Aussteller, lasst Euch nicht von den selbsternannten Experten und Stimmungsmachern, die oft auch kein Mitglied in unserem SV sind, leiten. Das haben wir im SV nicht nötig.

Liebe Züchter wir haben ein gemeinsames Hobby und es soll zur Entspannung vom Alltagsstress dienen, denkt mal darüber nach. In diesem Sinne noch ein Gut Zucht für 2018. 

 

In züchterischer Verbundenheit                    

Arndt Trepte